Wem das Bogenschießen an sich nicht Herausforderung genug ist, der setzt noch einen drauf und begibt sich nach Attendorn zum Iserkopp-Turnier, wo der Sport sowohl bei Tageslicht als auch im Fackelschein betrieben wird. Am 15.09.2024 hat sich eine sechsköpfige Delegation der Bogensportfreunde Gevelsberg erneut dieser Herausforderung gestellt.
Doch nicht nur, dass im diffusen Schein der antiquierten Lichtquellen geschossen werden soll, nein, die Auflagen werden zusätzlich manipuliert. Dabei wird das heißbegehrte, sich für gewöhnlich mittig angeordnete Gold, die 10 durch einen Iserkopp- Aufkleber abgedeckt und zählt nur noch neun Punkte. Das verbleibende Gold wird mit zehn Ringen bewertet. Alle Schütz:innen sind für gewöhnlich auf das mittige Gold trainiert und fixieren dieses beim Zielen. Daher ist es um so schwieriger, diesem eigentlich gewünschten Automatismus zu entgehen und dem Zwang zu widerstehen, doch genau die Mitte der Auflage zu treffen. Den verbliebenen goldenen Bereich zu treffen, erfordert höchste Präzision im Schießablauf, möchte man keine wichtigen Punkte auf dem Weg zum Sieg auf der Strecke lassen.
Weil das aber immer noch nicht genug ist, bekommen alle Schütz:innen (außer Compound) einen eigenen, mit der jeweiligen Startnummer gekennzeichneten Iserkopp-Aufkleber. Der so personalisierte Aufkleber muss irgendwo im Ringbereich der Auflage zwischen dem ersten und siebten Ring platziert werden, wobei sich die einzelnen Iserköppe nicht berühren dürfen. Wird im Wettbewerb ein gegnerischer Aufkleber getroffen, so bekommt man für diesen Treffer ein Miss (M) und wird so mit einem Fehltreffer von Null Ringen bestraft. Wer „zufällig“ seinen eigenen Aufkleber trifft wird hingegen mit neun Ringen belohnt. Insgesamt müssen sich die Turnierabsolvent:innen den Herausforderungen in drei Runden zu je 30 Pfeilen stellen.
Da das Iserkopp-Turnier ein Turnier der Kuriositäten ist, befinden sich die Schießscheiben mit ihren Auflagen zudem in 33 m Entfernung, anstatt in 30 m. Dies stellt für Schütz:innen, die es nicht gewohnt sind, wie beispielsweise beim 3D-Schießen in einem Parcours auf unterschiedliche Distanzen zu schießen, eine weitere Herausforderung dar. Für unerfahrene Schütz:innen können diese 10% mehr Distanz zu einer schwer überwindbaren Hürde werden, da dies Einfluss auf das Zielen nimmt.
Damit die Treffer dennoch im schummrigen Licht erkannt und aus der Ferne analysiert werden können, bedienen sich einige einem kleinen, aber zulässigen Trick, indem Pfeil und Bogen mit phosphoreszierender Farbe zum Leuchten gebracht werden. Bei abendlichen Temperaturen von ca. 4° C haben sich unsere Schütz:innen dieser Herausforderung in den unten aufgeführten Klassen gestellt und diese Ergebnisse erlangt:
Recurve Erwachsene:
- Tobias Zeppelin – 3. Platz – 718 Punkte
- Volkmar Löhken – 4. Platz – 698 Punkte
- Marie Luise Zeppelin – 8. Platz – 626 Punkte
- Michael Bernau – 10. Platz – 586 Punkte
Blankbogen Erwachsene:
- Ina Wessing – 1. Platz – 639 Punkte
- Andreas Baumeister – 3. Platz – 585 Punkte
Andreas Baumeister als erster Vorsitzender der Bogensportfreunde Gevelsberg e. V. fast seine diesjährigen Iserkopp-Erlebnisse in Attendorn so zusammen: „Ausreichend Kleidung zum Wechseln und für die angesagten 4° C zum „Auffzwiebeln“ waren angeraten.“ Doch bevor es losging, errichtete man nach der Anfahrt das gemeinsame Basecamp. Der mitgebrachte Pavillon und die Bögen wurden aufgebaut. Danach wurde der Platz, natürlich auch der Grill, sowie die Kaffee- und Kuchenbar inspiziert. „Das reichhaltige Angebot vom Attendorner Verein ließ keine Wünsche offen.“
Er berichtet weiter, dass er trotz Warmmachen erst nach und nach ins Turnier reinkam. „Mein Ziel war die Trainingsinhalte unter Turnierbedingungen beizubehalten, was auch bei der Runde im Tageslicht gut gelang.“ Danach erstmal Pause mit Grillgut und Salate zur Stärkung.
„Der Nachtdurchgang war schon eine Herausforderung.“ Erzählt er weiter.„Bei Dunkelheit den Abgriff zu finden, war schwierig und gelang mehr oder weniger. Eine Herausforderung mit der alle klarkommen mussten.“
Ina Wessing empfand das Turnier als sehr interessant, weil man unter extremen Bedingungen geschossen hat. „Die Fackeln wollten nicht an bleiben, es war sehr kalt und man stand oft wegen Verzögerungen etc. ohne Bewegung still. Man musste also sehr viel Durchhaltevermögen mitbringen und sich auf sein Körpergedächtnis verlassen, einfach weil man nichts sehen konnte.“
„Der Sieg war für mich eine Überraschung, weil ich selbst nicht wirklich damit gerechnet hatte im Dunkeln überhaupt die Scheibe zu treffen“, berichtet sie. „Ich habe mich also selbst überrascht.“ „Die Gemüter waren zum Großteil sehr sonnig und es wurde viel gelacht. Am Ende ging man zwar durchgefroren, aber sehr zufrieden nach Hause.“
Tobias Zeppelin hatte viel Spaß und nahm die Herausforderung entspannt an. “Ich habe nicht auf die Wertung geschaut, sondern hauptsächlich meine Technikübungen gemacht. Mit dem Ergebnis bin ich ganz zufrieden. Dass ich über das Nachtschießen den dritten Platz halten konnte, freut mich.“
Für Michael Bernau war es die erste Teilnahme an einem solchen Turnier. Er stellte als Brillenträger fest: „Dunkelheit macht bei Gleitsichtbrille mächtige Probleme … man sieht den Korntunnel vom Visier nicht mehr.“ Auch er fand nochmal lobende Worte für das Turnier: „Tolle Atmosphäre, nette Leute, super Organisation!“ Für die Temperaturen fand er ebenso treffende Worte: „… ab der zweiten Runde arschkalt!“
Die daheim gebliebenen Bogensportfreunde aus Gevelsberg gratulieren stolz ihrer Delegation zu ihren persönlichen Erfolgen!