Mentaltraining im Wettkampfteam

Mentaltraining spielt eine zentrale Rolle im wettkampforientierten Bogensport und kann den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen. Da Bogenschießen eine Sportart ist, die höchste Konzentration und Präzision erfordert, wird die mentale Stärke oft als ebenso wichtig wie die physische Geschicklichkeit angesehen. Wettkampfbogenschützen müssen in der Lage sein, Ablenkungen auszublenden, Nervosität zu kontrollieren und in entscheidenden Momenten fokussiert zu bleiben. Diese Fähigkeiten können durch gezieltes Mentaltraining entwickelt und verbessert werden.

Motivation im Bogensport hängt eng mit dem Konzept der Selbstwirksamkeit zusammen, das die Überzeugung beschreibt, durch eigene Fähigkeiten und Anstrengungen gewünschte Ergebnisse erzielen zu können. Ein klar definiertes, übergeordnetes Ziel kann als Leitstern dienen, der den Weg weist und Orientierung gibt, selbst in Zeiten der Unsicherheit. Diese langfristige Vision hilft Schützen, Hindernisse zu überwinden und ihre Ausdauer zu stärken. Zudem spielt das Selbstverständnis eine wichtige Rolle, indem es das Bewusstsein für eigene Stärken und Schwächen schärft und somit gezielte Verbesserungen ermöglicht. Ein starkes Selbstvertrauen schließlich, genährt durch kontinuierliche Erfolge und positives Feedback, bildet die Grundlage für eine stabile, intrinsische Motivation. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese mentalen Faktoren Hand in Hand gehen und es den Schützen ermöglichen, nicht nur im Training, sondern auch im Wettkampf ihr volles Potenzial zu entfalten.

Ein wichtiger Aspekt des Mentaltrainings im Bogensport ist die Visualisierung. Schützen stellen sich in ihrem Geist vor, wie sie den perfekten Schuss ausführen, von der korrekten Haltung bis zum reibungslosen Lösen des Pfeils. Durch regelmäßiges Visualisieren dieser idealen Bewegungsabläufe (ideomotorisches Training) kann das Gehirn trainiert werden, die tatsächliche Leistung zu optimieren. Diese Methode hilft nicht nur, die motorischen Fähigkeiten zu verbessern, sondern stärkt auch das Selbstvertrauen und die mentale Vorbereitung auf den Wettkampf.

Ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Mentaltrainings ist die Stressbewältigung. Da Wettkämpfe oft mit hohem Druck einhergehen, ist es entscheidend, dass Schützen Techniken erlernen, um Ruhe und Gelassenheit zu bewahren. Atemübungen, Meditation und Achtsamkeitstraining sind effektive Mittel, um den Geist zu beruhigen und die Konzentration zu erhöhen. Durch die Integration dieser mentalen Techniken in ihr Training können Bogenschützen ihre Leistung stabilisieren und ihre Chancen auf Erfolg im Wettkampf signifikant steigern.

Routinen bilden die grundlegende Methodik des Mentaltrainings im Sport, da sie durch ständige Wiederholung zu einer nachhaltigen Veränderung im Gehirn führen, bekannt als Neuroplastizität. Diese Wiederholungen ermöglichen es dem Gehirn, neue neuronale Verbindungen zu formen und bestehende zu stärken, was zu verbesserten mentalen Fähigkeiten und einer erhöhten Leistung führt. Beispielsweise kann das regelmäßige Üben von Visualisierungstechniken und Atemübungen die Fähigkeit zur Konzentration und Stressbewältigung dauerhaft verbessern. Durch konsistente Wiederholungen werden diese Techniken so verinnerlicht, dass sie in Wettkampfsituationen automatisch und zuverlässig abgerufen werden können. Somit schafft die Wiederholung nicht nur eine mentale Routine, sondern auch eine langfristige Anpassung und Optimierung der Gehirnstrukturen.

Wer gezielt Leistung bringen und unter Druck erfolgreich auf Turnieren bestehen will, der wird nicht darum herum kommen, sich mit seinem Mindset zu beschäftigen. Daher ist das Mentaltraining neben dem Techniktraining und dem Tuning fester Bestandteil unseres Wettkampftrainings.

Unser Trainingskonzept sieht drei Elemente vor:

1) Methodeneinsatz
Die Schützin, der Schütze wird nicht nur auf ihre oder seine Technik reduziert sondern ganzheitlich als Einheit von Körper, Seele und Geist verstanden. Das ist keine religiöse oder esoterische Sicht sondern basiert auf einem in der Psychologie gängigen Interventionsmodell. Hierbei geht es im Wesentlichen darum, das Bewusstsein für Motivation, Volition, körperliche Fähigkeiten und Verhaltensroutinen zu schärfen und gezielt zu verbessern. Zu den eingesetzten Methoden gehören beispielsweise der „Body Scan“, Konzentrations- und Atemübungen sowie Visualisierung und die Affirmation.

2) Entscheidung zum Erfolg
Im zweiten Element geht es darum aus einem losen Wunsch einen konkreten Plan zur persönlichen Leistungsentwicklung zu machen. Dieser Plan mit konkreten nächsten Schritten alleine ist zwar gut, reicht jedoch nicht aus, solange er nur als Vorhaben gesehen wird. Der Schütze muss sich bewusst dafür entscheiden, das benannte Ziel erreichen zu wollen und bereit sein die dafür notwendigen Schritte konsequent zu gehen. Dies nennen wir den „Inneren Vertrag“.

3) Systematische Reflektion
Kein Plan ist perfekt, keine Entwicklung ohne unvorhersehbare Einflüsse. Auf dem Weg der persönlichen Leistungsentwicklung ist es daher sinnvoll sich immer wieder zu fragen: Wohin will ich? Wo stehe ich gerade? Und was will ich als nächstes lernen?
Die Reflektion erfolgt bei uns systematisiert und sowohl zeitlich- als auch ereignisorientiert. Das bedeutet, dass jede Schützin und jeder Schütze zum einen regelmäßig ihren oder seinen Leistungsstand am individuellen „Inneren Vertrag“ spiegelt und zum anderen jedes Training und jedes Turnier reflektiert.

Interessiert? Dann komm doch mal vorbei, wir reden drüber.

Christopher Nimsch