
Am 15.03.2025 trafen sich im Para-Bogensport die Athlet:innen in Soest, um sowohl im Einzel, als auch in den Mannschaften herauszufinden, wer in dieser Saison das Zeug dazu hat, den Titel mit nach Hause zu nehmen.
Voller Stolz verkünden die Bogensportfreunde aus Gevelsberg, dass unser Mitglied Jan Heßdörfer mit 531 Ringen in der Klasse der Recurveschützen nicht nur den ersten Platz im Einzel, sondern auch den dritten Platz in der Mannschaft errungen hat. Zusammen mit seinen zwei Teamkollegen Marco Breyer und Jürgen Runte erkämpften sich die drei insgesamt 1.430 Ringe. Mit einem satten Abstand von 46 Ringen zur viertplatzierten Mannschaft und lediglich 12 Ringen Abstand auf den zweiten Platz verließ Jan Heßdörfer zwar geschafft aber hoch zufrieden mit seiner persönlichen Bestleistung die Arena.
Zur Erklärung: Da die Bogensportfreunde Gevelsberg e. V. bislang nicht dem Behinderten- und Rehabilitationssportverband Nordrhein-Westfalen e. V. (BRSNW) angehören und somit nicht bei Turnieren des Deutschen Behinderten Sportverbandes (DBS) teilnehmen können, erklärte sich Marco Breyer als Vorsitzender des BSC Bergkamen und Beauftragter für den Bogensport im BRSNW bereit, unseren Jan unter „falscher Flagge“ für seinen Verein starten zu lassen. Hier hat eine Hand die andere gewaschen, da es dem BSC Bergkamen so auch möglich war, eine Mannschaft für das Turnier zu melden. Diese Entscheidung hat sich für alle Beteiligten gelohnt. Jan Heßdörfer sagt dazu: „Es war für mich eine sehr spannende und spontane Erfahrung.“

Er berichtet im Folgenden selbst über seine Erlebnisse des Tages: „Am Tag vor der Meisterschaft musste ich zunächst zur Klassifizierung, wo bereits erste Kontakte mit anderen Teilnehmern geknüpft wurden. Die Community im PARA-Bereich empfand ich noch offener, herzlicher und familiärer als es eh beim Bogensport üblich ist, kaum zu glauben das dies möglich ist.
Obwohl ich mit rotem Trikot der Bergkamener, anstatt unserem weißen angetreten war, sind doch mehrere unserer Mitglieder zum Zuschauen und zur Unterstützung angereist, was mal wieder die tolle Gemeinschaft und den Zusammenhalt in unserem Verein widerspiegelt! Ich danke Euch!
Als es losging, versuchte ich die übliche innere Ruhe beizubehalten, wobei die erste Teilnahme an einer Deutschen Meisterschaft durchaus etwas mehr Stress verursachte als gewohnt. Es gelang mir aber im Großen und Ganzen gut.
Das Einschießen spiegelte meinen üblichen Leistungsstand wider, wodurch ich beruhigt und gefestigt in den Wettkampf gestartet war. Die beiden ersten Passen waren mit 28 und 29 Ringen hervorragend und bauten mich richtig auf. Unmittelbar vor der dritten Passe, begann mein linker Arm in der Prothese zu kribbeln, es stellten sich Taubheitsgefühl ein. Entsprechend war diese Passe mit nur 23 Ringen ausgefallen. Nachdem die Prothese neu angelegt und ausgerichtet worden war, hatte sich die Leistung der ersten beiden Passen wieder eingestellt. Ich konnte die erste Hälfte des Wettkampfes mit sensationellen 273 Ringen abschließen. Nicht nur ein tolles Ergebnis, sondern für mich ein absoluter persönlicher Rekord!
Nach der Pause konnte ich leider nicht an dieses Ergebnis anknüpfen, so dass ich zum Schluss mit 258 Ringen leider etwas unter meinem Leistungsstand blieb. Zusätzlich gab es kurz vor Ende der zweiten Hälfte einen extrem pulssteigernden Schockmoment. Da ich etwas Freiraum hatte und zunächst die anderen Gruppen schießen sollten, stand ich mit dem Rücken zum Schießstand und unterhielt mich mit einigen Leuten. Als ich mich umgedreht hatte, explodierte mein Puls. F#%K auf der Schießuhr stand plötzlich meine Gruppe und nur noch 73 Sekunden! Innerlich bereits in den Liga-Modus gewechselt griff ich direkt zu meinem Bogen. Da komischerweise für diese wenigen Sekunden sehr wenig Leute an der Schusslinie standen, fragte ich schnell nochmal bei anderen Teilnehmern nach und siehe da zu meinem Glück es musste jemand nachschießen. Aufgrund der schlechten Akustik und der weniger guten Anlage in der Halle hatte ich die Ansage nicht wahrgenommen. Welch ein Stress so kurz vor Ende! Also schnell noch ein paar Atemübungen, um für den letzten Durchgang wieder runterzukommen.

Leicht geknickt darüber, dass die zweite Hälfte nicht wie die erste verlaufen war, hatte ich dennoch mit dem Gesamtergebnis von 531 Ringen nicht nur meinen persönlichen Rekord gebrochen, sondern auch mein persönlich gestecktes Ziel von mindestens 530 Ringen exakt erreicht. Ein gutes Pferd springt eben nur so hoch wie es muss. Dieses Ergebnis hatte mir nicht nur den ersten Platz in meiner Klasse eingebracht. Wie sich herausgestellt hatte, hatte ich von allen Recurve Schützen an diesem Tag (unabhängig von Klassifizierung, Art der Beeinträchtigung, Alter oder Geschlecht die zweithöchste Ringzahl erzielt. Und das bei insgesamt 65 Teilnehmer:innen.
Und was mir eine große Ehre und Freude war, ich habe meinem Gastverein durch meine Teilnahme ermöglicht eine Recurve-Mannschaft zu melden und mit dieser den dritten Platz zu belegen!
Ich freue mich bereits jetzt aufs nächste Jahr, wenn ich für die Bogensportfreunde Gevelsberg e. V. antreten kann, um hoffentlich den Titel zu verteidigen.“
Die Gemeinschaft der Bogensportfreunde Gevelsberg e. V. ist stolz darauf, Dich in unserer Mitte zu wissen und wir drücken Dir alle ganz fest die Daumen, dass Du im nächsten Jahr Deinen wohlverdienten Titel verteidigt bekommst. Dann hoffentlich unter „richtiger Flagge“.